Eine kubanische Zigarre ist so unverwechselbar und einzigartig, weil sie vollständig aus Tabaco Negro Cubano (kubanischem Schwarztabak), einem geradlinigen Abkömmling der Tabakpflanzen, über die Columbus vor mehr als fünfhundert Jahren berichtete, gefertigt ist.
Es gibt zwei verschiedene Arten Tabakpflanzen anzubauen, je nach späterer Verwendung der Blatttypen.
Die Deckblätter werden auf den Feldern des “Tabaco Tapado” (d.h. abgedeckten Feldern) angebaut. Die Pflanzungen werden durch einen dünnen Stoff vor der Sonne geschützt, damit das Blatt eine weiche und glatte Textur erhält, wobei die unteren Blätter ein helleres Deckblatt und die oberen Blätter ein dunkleres Deckblatt ergeben.
Die Blätter für Einlage und Umblatt (Capote) erhalten beim Anbau volle Sonneneinstrahlung.
Die Eigenschaften der Blätter unterscheiden sich dabei je nach ihrer Position an der Pflanze (oben, in der Mitte, unten). Jedes Blatt wird nach seinem Typ und seinen Eigenschaften einsortiert.
Man unterscheidet drei Hauptarten:
Ligero: Der kräftigste Tabak. Er gibt der Zigarre die geschmackliche Stärke und befindet sich am oberen Teil der Pflanze
Seco: Mittelkräftig und besonders wichtig für das Aroma.
Volado: Tabak am unteren Teil der Pflanze. Er ist am wenigsten kräftig und wird wegen seiner Brennbarkeit und seiner Funktion als Umblatt besonders geschätzt.
Der Tabaco Tapado - die komplette Einteilung der Deckblätter lautet:
Corona - Centro gordo - Segundo Centro Fino - Primer Centro Fino - Segundo Centro Ligero - Primer Centro Ligero - Uno y Medio - Libre de pie - Mañanita
Im Tabaco Tapado-Verfahren filtert der Stoff das Sonnenlicht, hält Wärme zurück und schützt vor Wetterschäden. Die Blätter können ungehindert wachsen und werden feiner. Nur die größten und die feinsten Blätter des Tabaco Tapado finden als Deckblätter für Havanna-Zigarren Verwendung und sind die teuersten und empfindlichsten Blätter in der Habanos-Herstellung.
Der kubanische Tabaksamen
Anfang des 20. Jahrhunderts unternahm die Wissenschaft Anstrengungen, die große Vielfalt von Pflanzenstämmen, die man zu dieser Zeit zum Anbau des Tabaco Negro Cubano verwendete, zu erforschen und gezielt zu verbessern.
Zwei Ziele wurden definiert: Die Pflanzenstämme zu identifizieren und zu isolieren, die Tabake mit dem klassischen kubanischen Geschmacksbild liefern, und resistente Abarten zu finden, widerstandsfähig gegen zahlreiche Schädlinge, die immer wieder Pflanzungen befielen und große Schäden anrichteten.
1907 entstand die Abart Tabaco Habanensis.
1937 eröffnete die Zigarrenindustrie ihre erste Forschungs- und Versuchsstation in San Juan y Martínez.
1941 wurde eine verbesserte Samenart namens Criollo eingeführt. Sie ist seitdem Grundlage aller genehmigten Samen für den Anbau von Tabaken für Havanna-Zigarren.
Der Criollo wurde weiterentwickelt, verbessert und eine auf den Namen Corojo getaufte Abart wurde speziell für den Anbau von Deckblättern entwickelt.
Die Tabakregionen Kubas werden derzeit von vier Forschungsstationen für Tabak betreut. Das gesamte von den Pflanzern verwendete Saatgut wird hier kontrolliert. Und natürlich wird weiter nach dem Geheimnis der Habano geforscht...
Der Tabaco de Sol - die komplette Einteilung der Einlagen und Umblätter lautet:
Corona - Centro Gordo - Centro Fino - Uno y Medio - Libre de pie - Mañanita
Ligero: Kräftiges, würziges Blatt für die Einlage (Oberteil der Pflanze)
Seco: Aromatisches, mittelkräftiges Blatt für die Einlage (Mittelteil der Pflanze)
Volado: Leichtes Blatt für Einlage und Struktur der Zigarre (Unterteil der Pflanze)
Die intensive Kraft der kubanischen Sonne verleiht diesen Blattsorten die typische aromatische Würze und geschmackliche Vielfalt, die jede Habano auszeichnet.
Das Jahreszyklus des Pflanzers
In jeder Spitzenplantage haben die Erfahrungen ihrer Pflanzer zu speziellen Anbaustilen geführt. Ein einzelner Pflanzer kann mehr als eine halbe Million Pflanzen betreuen, die er mehr als 150 Mal während der Vegetationsperiode überwachen und kontrollieren muss.
Beginnend in den Monaten Juni und Juli arbeitet der Pflanzer ohne Unterbrechung neun Monate lang. Verschiedene Felder werden nacheinander zu verschiedenen Zeiten bewirtschaftet, damit der Arbeitsanfall und die Arbeitslast über die gesamte Vegetationsperiode verteilt sind. Für die Deckblätter beträgt die Zeitspanne zwischen Aussaat des Samens und Einbringen der Ernte ca. 17 Wochen; für Einlage und Umblätter genügen ca. 16 Wochen.
Nur um eine Größenordnung festzuhalten: Etwa tausend kleine Tabaksamen passen in eine Handfläche; ausreichend, um daraus ca. 30.000 Deckblätter zu produzieren.
Tabakpflanzen benötigen lockerem, gut gepflügtem Boden. Die Setzlinge wachsen in speziellen Pflanzenschulen heran und werden zu ihrem Schutz mit Stroh zugedeckt. Nach 45 Tagen erreichen sie eine Höhe von ca. 13 bis 15 cm und sind damit groß genug für das Umpflanzen. Nach ca. 18 bis 20 Tagen häuft man Erde um den Fuß der Pflanze, zur Förderung starker Wurzeln.
Haben die Pflanzen die gewünschte Höhe erreicht wird die oberste Knospe entfernt, um die Entwicklung von möglichst großen Blättern zu erreichen. Die Seitentriebe müssen regelmäßig vom Pflanzer entfernt werden.
Etwa 10 bis 20 Tage nach dem Einpflanzen / dem Beginn des Wachstums werden die Felder vollständig mit speziellen Gewebebahnen abgedeckt. Man bindet die Pflanzen an Dräthe, horizontal unter den Stoffbahnen verlaufend. Eine regelmäßige Bewässerung durch Berieselung ist unerlässlich.
Ungefähr 40 Tage nach dem Umpflanzen ist Erntezeit. Jedes einzelne Blatt wird von Hand geerntet, nur zwei bis drei Blätter können auf einmal abgenommen werden. Zwischen den einzelnen Ernteschritten liegen immer einige Tage, damit sich die restlichen Blätter entwickeln können. Die komplette Ernte einer einzigen Pflanze dauert ca. 30 Tage.
Geerntet wird in einzelnen Schritten von unten nach oben. Pflanzen, die im Schatten gezüchtet werden wachsen höher und haben mehr Blätter, daher sind mehrere Ernten notwendig. Die Mañanita genannten Blätter vom Pflanzenfuß, werden zuerst geerntet. Sie sind zu klein für Habanos-Zigarren haben aber die ideale Größe für Cigarillos.
Die abgeernteten Blätter werden traditionell in die "Tabakhäuser" gebracht und dort an der Luft paarweise an Stangen aufgehängt und langsam und sorgfältig getrocknet. Bei der Trocknung wird Feuchtigkeit entzogen. Das Tabakblatt nimmt dabei nach und nach einen goldenen Farbton an. Mit fortschreitender Trocknung werden die Stangen in den oberen Teil der Tabakhäuser verlagert. Luftzirkulation und Lichteinfall müssen ständig überwacht werden, um die gewünschte Regulierung von Temperatur und Feuchtigkeit zu erreichen.